Andy Scheurer, Höhlenretter ARS
Nach seinem ersten Kontakt zu Höhlen anlässlich einer Projektwoche in der Grundschule wuchs sein Interesse für Höhlenforschung stetig. Andy Scheurer trat dem Höhlenclub bei und es folgte eine intensive, aktive und prägende Zeit der Höhlenforschung in der Schweiz und an Expeditionen im Ausland. Schon früh engagierte er sich, nicht zuletzt infolge persönlicher Erfahrungen aus der Höhlenforschung, ehrenamtlich als Höhlenretter im Speleo-Secours Schweiz, später und bis heute als Einsatzleiter. Mit zunehmender Erfahrung und nach mehreren, teils bedeutenden Rettungseinsätzen, durfte er als Rettungschef Ostschweiz und heute als Präsident den Speleo-Secours Schweiz mitprägen und weiterentwickeln.
Speleo-Secours Schweiz
Der Speleo-Secours Schweiz entstand ursprünglich aus der Schweizerischen Gesellschaft für Höhlenforschung (SGH). Dieser Verband (der den Grossteil der Höhlenforscher dieses Landes vereint) ergriff in den 70er Jahren die Initiative und richtete eine Rettungsorganisation auf Landesebene ein, mit dem Ziel, den eigenen Mitgliedern Hilfe zu leisten. Auch heute bestehen die Rettungskolonnen des Speleo-Secours Schweiz aus den besten Höhlenforscher der SGH, selbst wenn die Mehrheit der geborgenen Personen keine SGH-Mitglieder sind. Wir können daher ohne weiteres sagen, dass der Speleo-Secours Schweiz genau so stark (wenn nicht mehr) im Dienste der Öffentlichkeit engagiert ist, wie für die im Verband organisierten Höhlenforscher. Der Speleo-Secours Schweiz ist eine auf Landesebene arbeitende Rettungsorganisation. Ihm gehören 220 Retter an. Er leistet Such- und Rettungseinsätze in Höhlen und anderen schwer zugänglichen Orten wie Minen oder Schluchten, für die der Einsatz von speziell ausgebildeten und mit der Umgebung vertrauten Rettern unabdingbar ist. Der Speleo-Secours Schweiz arbeitet eng mit der REGA und der Alpinen Rettung Schweiz zusammen. Zwischen 1981 und 2016 regelte ein Abkommen mit der REGA diese Zusammenarbeit, welches 2016 durch eine vergleichbare Vereinbarung mit der Alpinen Rettung Schweiz abgelöst wurde.
Dok Serie über die REGA
54 Stunden Einsatz, 72 Retter, 4 Ärzte, 8 Sprengfachleute
Einsatzbeispiel
Im Mai 1997 besucht eine Gruppe Höhlenforscher den Gouffre du Chevrier (Leysin, VD), eine der grossen Höhlen der Schweizer Voralpen. In einer Tiefe von ca. 200 m rutscht eine junge Frau aus der Gruppe zwischen zwei Felswände und stürzt 10 m tief. Sie verletzt sich schwer an einem Arm und am Thorax (Lungenperforation). Einer ihrer Begleiter kehrt eilig an die Oberfläche zurück und wählt die Nr. 1414 (REGA) um den Speleo-Secours zu alarmieren, während die anderen bei der Verletzten zurückbleiben und versuchen, sie aufzuwärmen (die Umgebungstemperatur der Höhle beträgt 3ºC bei 90% Luftfeuchtigkeit !). Der Einsatz beginnt. Eine Telefonlinie wird zwischen der Oberfläche und dem Unfallort eingerichtet. Um das Opfer evakuieren zu können muss ein enger Gang auf fast 15 m Länge vergrössert werden. Die Sprengfachleute des Speleo-Secours Schweiz, die aus der gesamten Romandie kommen, arbeiten während etwa 40 Stunden unter schwierigsten Bedingungen (Enge, Wasser im Gang, …). Währenddessen wird die Verletzte von Ärzten, die sich am Unfallort laufend abwechseln, stabilisiert, versorgt und dauernd überwacht. Als der Gang endlich gross genug ist um die Bahre hindurch zu lassen, kann die Evakuierung schliesslich beginnen. 54 Stunden nach ihrem Sturz ist die Verletzte endlich wieder am Tageslicht. Der Helikopter der REGA bringt sie sogleich ins Spital nach Lausanne.